Gorge de Galamus - eine seltsame Eremitage Teil 1

Veröffentlicht auf von asmodeus

In zunehmender Zahl verbinden Besucher von Rennes-le-Château ihren Aufenthalt mit einem Abstecher in die Gorge de Galamus, zur Eremitage des Heiligen Antonius. Eine Tour, die ihren ganz speziellen Reiz hat und so ziemlich jedem, der sie einmal unternahm, unvergesslich in Erinnerung bleiben dürfte. Egal, ob man über Bugarach und Cubières, oder über Saint-Paul-de-de-Fenouillède anfährt – egal also, in welcher Galamus klein 1Richtung man die abenteuerliche Passage wählt – sie darf ohne Übertreibung atemberaubend genannt werden. Das „crossing the gorge“ kann zwar das ganze Jahr über praktiziert werden, erlebt aber in den Sommermonaten sichtlich seinen Höhepunkt. Dann verursachen Heerscharen von Touristen auf der engen, in die Felswand gehauenen Strasse grosse Verkehrsprobleme. Deshalb ist man dazu übergegangen, die Durchfahrt mit Ampeln zu regeln, weil unsichere Autofahrer früher täglich mehrmals für Totalblockaden auf der ca. 2km langen Strecke sorgten, auf der es bei Gegenverkehr äusserst knapp zugeht, und auf der Wendemanöver unmöglich sind.

 

 

Angelegt wurde diese Strasse, als Verbindungsweg zwischen dem Département Aude und  dem Département Pyrenées-Orientales, erst 1890. Am Grunde der Schlucht, tief unterhalb der Strasse, bahnt sich der Fluss Agly (Adlerfluss) seit Jahrtausenden seinen Weg, wobei er sich in den sonst selten vorkommenden Tuff-Kalstein regelrecht einsägte. Auf seinem Weg wird der Agly von unzähligen Quellen gespeist, von denen viele in der Gorge de Galamus entspringen. Darunter auch einige Thermalquellen, mit bis zu 28°C Wassertemperatur. Eine besonders ergiebige Quelle (Ausstoss 150 l/s) dient der Wasserversorgung für das nahegelegene St.-Paul. Den spezifischen hydrogeologischen Bedingungen ist es zuzuschreiben, dass die Felsmassive hier besonders viele Hohlräume – Grotten, Spalten, Röhren, Risse, Schluchten und Abgründe aufweisen. Das gesamte Gebiet der Gorge de Galamus ist heute ein Naturschutzgebiet, über dem Habichtadler und Geier ihre Kreise ziehen, an dessen Steilwänden sich Steineichen festkrallen und wo der Garrique mit phönizischem Wacholder und Alpenveilchen durchsetzt ist.

 

Galamus klein 2Hauptattraktion in der Schlucht ist jedoch die Höhlen-Kapelle des Heiligen Antonius,  mit den zugehörigen Bauten der Eremitage. Eine echte, uralte Einsiedelei. In der, wie alten Urkunden zu entnehmen ist, im 7. Jh., Einsiedler in einigen der Höhlen und Grotten hausten. Doch spricht sehr vieles dafür, dass hier schon in vorchristlicher Zeit ein heiliger Bezirk existierte. Auf dem Felsen gegenüber des Hauptparkplatzes fand man die Überreste eines Oppidum, welches aber ebenso gut auch eine kultische Anlage gewesen sein könnte.

 

 

 

In jüngerer Zeit diente die Einsiedelei denn gar wiederholt auch als Filmkulisse für:

Dai Sijie, „China mein Schmerz“ (1989), und

Roman Polanski, „The Ninth Gate“ (1998).

Steven Spielberg hatte die Eremitage übrigens schon 1977 als Schauplatz für seinen Film “Begegnung der dritten Art” in Erwägung gezogen…

 

 

Eine merkwürdige Einsiedelei

 

Wie lange die kleinere der beiden Grotten schon als Kapelle dient, lässt sich nicht mehr ermitteln. Vermutlich diente sie von Anbeginn diesem Zweck, während die anderen, kleineren Höhlen von den Eremiten behaust wurden.

 

Bis in die Mitte des 15.Jh. hinein liegt die Geschichte der Eremitage beinahe völlig im Dunkel, zumindest soweit es urkundliche Belege betrifft. Über die Zeit davor erzählen verschiedene Legenden. Wie die, über den Troubadour Jehean Cantalauze – Jehean der Sänger. Sein richtiger Name lautete Gadamus und unter diesem Namen war er ebenfalls bekannt. Gadamus könnte sich vom Lateinischen „gaudeamus“ herleiten, im Sinne von „freut euch“. Viel Glück scheint ihm trotz seines Namens jedoch nicht beschieden gewesen zu sein, wenn man der Sage Glauben schenken will. Denn die berichtet von einer Sängerfahrt, die Gadamus gemeinsam mit seinem Freund Gilles Montardel nach dem Château Puylaurens unternahm, wo er sich unsterblich in des Truchsess entzückendes Töchterlein Sylvaine verliebte. Doch auf ihrer weiteren Fahrt, der die beiden Freunde durch den Wald von Fanges führte, gerieten sie in einen Hinterhalt von Räubern, mit denen sie sich einen heftigen aber kurzen Kampf lieferten, in dem Gilles Montardel tödlich getroffen wurde. Sterbend nahm er Gadamus das Versprechen ab, dass der Troubadour nach Jerusalem ziehen würde, um am Grabe Christi für die arme Seele seines erschlagenen Freundes zu beten.

 

Gadamus brachte die Leiche des Freundes zum Château zurück, wo er Sylvaine über seine Pilgerabsichten unterrichtete. Dann gab er ihr das Versprechen, sie nach seiner Heimkehr zu heiraten.

 

Des Troubadours Pilgerfahrt dauerte ein ganzes Jahr. Er löste das dem Freund gegebene Versprechen ein und suchte nach seiner Heimkehr dessen Grab auf, wobei er noch ein weiteres Grab vorfand – das kühle Grab seiner Verlobten, die in der Zwischenzeit als eines von vielen Pestopfern ihr junges Leben verloren hatte. So schwer vom Schicksal geschlagen, beschloss Gadamus sich von der Welt zurück zu ziehen. Er suchte die Einsamkeit und fand sie in Richtung Sonnenaufgang ziehend, an einem wilden, einsamen Ort, an dem er fortan für den Rest seines Lebens eine Höhle bewohnte. Die Stätte trägt von da an seinen Namen – „Galamus“.

 

Warum soll es sich nicht so, oder so ähnlich, zugetragen haben?

 

Belegt ist über einen Abt namens Cazes, dass sich im Jahr 1395 Franziskaner-Mönche in der Eremitage de Galamus etablierten. Wahrscheinlich begannen sie mit dem Bau der Gebäude und dem Glockenturm mit seiner „Bell aux Voeux“ und der anderen Einrichtungen. 1482 räumte das Kapitel St.-Paul den Frnziskanern Wirtschaftsrechte für die Eremitage ein und in den nachfolgenden Jahren, bis 1494, gingen beträchtliche Landschenkungen an die Brüder. Das führte allerdings wiederum bald zu Rivalitäten zwischen den Franziskanern und anderen Klerikern, welche erst 1560 beigelegt wurden. Im Verlauf der französischen Revolution gelangte die Eremitage in den Besitz der Republik und im Jahr 1791 kaufte ein gewisser Mr Pierre Baudet das Anwesen für die Summe von 800 Francs. Obwohl seit der Zeit in Privatbesitz, galt die Eremitage de Galamus noch für lange Zeit das, als was sie von jeher gewesen sein soll – eine Einsiedelei. Die Quellen sind sich jedoch nicht ganz einig darüber, bis wenn der letzte Eremit in der Galamusschlucht gelebt haben soll, bzw. wen man als den letzten wahrhaften Einsiedler gelten lassen möchte.

 

Die einen meinen 1927 sei der letzte Eremit in der Galamus gestorben. Die anderen betrachten Pater Blancarte, der erst 1959 verschied, als den Letzten. Richtig ist, das dieser Pater Blancarte sicherlich sein möglichstes unternahm, um dem Eremitenideal zu entsprechen. Wie weit ihm das eventuell geglückt sein mag, angesichts der Touristen- und Pilgerströme, die sich damals schon dicht in dem kleinen Refugium drängten, mag dahin gestellt bleiben. Doch mit dem Eremitendasein, dass diesen Namen wirklich verdient, kann es schon lange Zeit zuvor nicht allzu weit her gewesen sein. Eine Wallfahrtsstätte könnte die Eremitage schon sehr früh gewesen sein, doch wird das eigentlich erst seit der Zeit geglaubt, in der sie tatsächlich zu einer solchen geworden ist. Im Anschluss an das sogenannte Wunder von 1872, als in der Gegend von St.-Paul eine schreckliche Epidemie ausgebrochen war, die schon 14 Todesopfer im Ort gefordert hatte. Es handelte sich um die sogenannte „Schweifsucht“, eine Form des Gangrän, mit häufiger Todesfolge. Die Leute suchten Schutz beim Heiligen Antonius in der Galamus, woraufhin das Unglück angeblich sofort zu Ende war. Zum Dank und zum Gedenken richtete man anschliessend die zweite Kapelle, in der grösseren Grotte, ein und wählte St.-Antoine als Schutzpatron. In dem besagten Jahr soll auch die mächtige, alte Platane entsprossen sein, welche im Hof in einer Felsspalte wurzelt, wo sie trotz erheblichen Wassermangel seitdem wächst und gedeiht. Die Eremitage, genauer die grössere, die neuzeitliche Höhlenkapelle, avancierte zu einem Wallfahrtsort, der alljährlich am Ostermontag und Pfingstmontag grosse Scharen von Gläubigen anzieht. (einmal für die occitanischen und das andere mal für die katalanischen Wallfahrer)

 

Aber auch andere Umstände lassen uns daran zweifeln, dass die Eremitage eine typische Einsiedelei gewesen sein soll. So fällt bereits auf dem gesamten Weg, der vom heutigen Parkplatz zur Eremitage führt, der von zahllosen Füssen blankpolierte Fels auf. Das kann nur die Folge von Fussgängerverkehr sein, der auch für eine Wallfahrtsstätte ungewöhnlich hoch ist.

 

Die Fachleute sind sich darin einig, dass die Eremitage ganz eindeutig als Wehranlage erbaut worden ist. Sie sprechen von einer typischen Wehrkirche. Nun sind aber Eremiten für gewöhnlich nur ausserordentlich selten mit reger Bautätigkeit auffällig in Erscheinung getreten. Da die Erbauung der gesamten Wehranlage unter Eremitage Calamaus 15 kleinausserordentlich schwierigen Bedingungen stattfand, darf man sicherlich zu Recht annehmen, dass sich die Bautätigkeiten auch über einen entsprechend langen Zeitraum erstreckten und dass die Mönche diese Arbeit nicht eigenhändig verrichteten. Hier müssen unzweifelhaft Spezialisten am Werk gewesen sein. Dafür finden sich denn auch Belege. Ein gewisser Hubert Labaut, eigentlich ein Bergbauexperte, war mit der Bauausführung betraut. Was wiederum die Frage aufwirft, warum „man“ ausgerechnet einen Bergbauspezialisten mit dem Bau beauftragte, obwohl an Baumeistern für den Burgenbau zu der Zeit in Occitanien wohl kaum Mangel bestanden haben kann. Eine Frage, die in anderem Zusammenhang nochmals eindringlicher an uns herantrat. Sicherlich waren auch Leute aus der Umgebung, aus St.-Paul beispielsweise, als Hilfskräfte beschäftigt. Und diese Bauleute kletterten wohl kaum tagtäglich aus weiter Entfernung, auf mühseligen Maultierpfaden, aus dem Tal herauf, zur Baustelle. Sie hielten sich selbstredend während der gesamten Bauzeit bei der Eremitage auf – welche während dessen folglich nur wenig mit einer Eremitage gemeinsam gehabt haben kann.

 

Woher kamen eigentlich die nicht unbeträchtlichen Mittel, die dieser Bau verschlang?

Und wozu überhaupt eine Wehranlage an dieser Stelle?

Der französische Heimatforscher André Douzet fragt sicherlich nicht zu Unrecht, was hier eigentlich bewacht Galamus klein 3oder beschützt worden ist. Das fragen wir uns auch, um des weiteren darüber nachzudenken, wer in dieser Wehranlage die militärischen Aufgaben übernahm. Eremiten als Wachtposten auf einer Wehrmauer?

Eine, wenn auch zahlenmässig kleine kriegerische Truppe, einträchtig zusammen mit asketischen Einsiedlern, die dort oben gelegentlich einfach verhungerten? – so, wie Pater Pierre Verdier, der sich etwas unterhalb der kleinen Kapelle mit seinen eigenen Händen ein Grab aushob, ehe er 1879 an Hunger starb. Wenn also vor noch gar nicht so langer Zeit in dem Felsennest ein Eremit verhungern musste, um wie viel öfter und leichter mögen dann im Mittelalter Männer dort oben ganz jämmerlich verendet sein? Für Eremiten ja vielleicht durchaus hinnehmbar, ja unter Umständen sogar erstrebenswert – aber für Soldaten?

 

Unser Interesse gilt dagegen vor allen Dingen mehr dem alten, ursprünglichen Heiligtum, der kleineren Kapellengrotte.

 

Geheimnisse einer Kapelle

 

Wir hatten gehört, dass im hinteren Teil der alten Kapelle ein, wenn auch sehr enger, Durchlass existieren würde, der den Zugang zu einer dahinter liegenden Galerie ermöglicht, von der aus man weiter,  in ein grosses Höhlensystem gelangen könnte. Dass hier ein ausgedehntes, weit verzweigtes Labyrinth von mehr Eremitage Calamaus 06 kleinoder weniger zusammenhängenden Röhren, Höhlen und Felsspalten besteht, ist heute längst kein Geheimnis mehr. Der Untergrund wird seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts von Speleos erkundet, ist aber noch längst nicht restlos erforscht. Da unten könnten durchaus noch verschiedene Überraschungen verborgen sein. Und so völlig aus der Luft griffen wir diesen Gedanken ganz bestimmt nicht. Gedacht sei in dem Zusammenhang beispielsweise nur an eine rätselhafte Episode:

 

Im Jahr 1597 unternahm ein gewisser Albert Foncay Map eine Exkursion in das grosse Höhlensystem in der Galamus. In Begleitung des Franziskaners Marie-Bernard Brauge wagte sich der Mann in die Tiefen jener Höhle vorzudringen, die – völlig zu Recht – den Namen „Guelle d’Enfer“ (Höllenmaul) trägt. Was uns zunächst schon einmal deutlich vor Augen führt, dass sich nicht erst seit den fünfziger Jahren Speleos für die Unterwelt in der Gorge de Galamus interessieren und – dass es mit dem weltabgewandten, kontemplativen, entsagungsvollen Eremitendasein in dieser Einsiedelei schon damals seine eigene Bewandtnis gehabt haben muss. Wie dieses Abenteuer im Einzelnen verlief, ist unbekannt geblieben. Es endete jedenfalls sehr unglücklich in einem völligen Desaster. Albert Foncay Map wurde, drei Tage nachdem die beiden Männer zu ihrer Expedition aufgebrochen waren, schwer verletzt und in geistig verwirrten Zustand, bei Bugarach aufgefunden. Er konnte sich an die Ereignisse in der Unterwelt nicht mehr erinnern, verfiel schon bald in einen apathischen Zustand und starb drei Wochen später im Delirium. Wiederholt soll er aber von einem oder mehreren Dämonen geredet haben, denen er in der Höhle begegnet sei. Wahrscheinlich gehen die Geschichten über irgendwelche Monster oder Dämonen, die in den Höhlen der Galamus ihren Sitz haben sollen, hauptsächlich auf die wirren Reden des Albert Foncay Map zurück. Was aus seinem Begleiter, dem Pater Marie-Bernard Brauge wurde, war niemals in Erfahrung zu bringen. Der Mönch blieb verschollen.

 

Wir wissen von diesem Vorfall lediglich aus den Aufzeichnungen eines anderen Mönches, namens Louis Poincet ,der einen handschriftlichen Vermerk (1601) hinterliess. Dem ist zu entnehmen, dass ein Mann mit der Pflege des Verunglückten betraut gewesen ist, der als „P.“ bezeichnet wird, wobei unklar ist, ob es sich bei der Abkürzung um einen Namen oder um einen Titel handelt. Er scheint jedoch über medizinische Kenntnisse verfügt zu haben. Dieser Mann notierte während der letzten drei Wochen, in denen Map noch lebte, alle Worte und Mitteilungen seines Patienten und alle Besonderheiten die ihm auffielen.

 

Auffallend erscheint aber auch das ungewöhnlich starke Interesse, das der Pfleger seinem Patienten widmete. Es sieht ganz so aus, als hätte man seinerzeit alles erdenkliche unternommen, um zu erfahren, was sich in den drei Tagen ereignet hatte, und vielleicht auch, was die beiden Männer in der Höhle zu entdecken hofften.

 

Anscheinend unter dem Eindruck dieses dramatischen Zwischenfalls merkte ein anderer Franziskaner, der Pater Albouys, dazu an, dass man die Felsspalte bei dem zylindrischen Felsblock, durch welche Map und Brauge in die Höhle eingerungen waren, nicht anders, als ein „Maul der Hölle“ nennen könnte. Auf diese Weise mag diese Höhle zu dem Namen gekommen sein, den sie heut noch trägt – Höllenmaul, oder auch Höllenschlund. Und was anderes, als Wahnsinn und Verderben könnte man in der Hölle finden?

 

Doch davon einmal abgesehen interessierten sich die Padres sicherlich auch aus noch völlig anderen Gründen brennend für die Unterwelt. Insbesondere für die, direkt unter ihren Füssen. Könnte das möglicherweise auch eine plausible Erklärung dafür sein, dass ein Experte für Bergbau mit den Bauarbeiten in der Galamus betraut worden ist, und das die Bauwerke lediglich den offensichtlichen, vielleicht nur den kleineren Teil einer viel umfassenderen Anlage bilden, die weit in den Untergrund hinein reicht?

 

Von verschiedenen Rennologen wurden in der Vergangenheit mögliche Verbindungen zwischen Rennes-le-Château und der Eremitage in der Gorge de Galamus gesehen.

 

So waren wir denn doch einigermassen überrascht, als wir schon gleich zu Beginn unserer Recherchen über den Namen  jenes Mannes stolperten, der im Jahr 1791 die Eremitage käuflich erwarb – Pierre Baudet. Wieder so ein merkwürdiger „Zufall“! Wir erinnerten uns an eine Arbeit des deutschen Forschers und Autors Thomas Ritter, in der er die folgenden interessanten Gedanken entwickelte:

 

„Das jüdische Fürstentum von Septimanien bestand formell bis ins hohe Mittelalter, wenn auch Berichte aus dem 13. Jahrhundert nahe legen, dass es sich in dieser Zeit bei dem Nasi nur mehr um einen König ohne Land handelte.[1] In der Zeit nach den verhängnisvollen Kreuzzügen gegen die Katharer und einer flächendeckenden Inquisition sahen sich die Nachkommen des ersten Nasi ebenfalls einer erheblichen Bedrohung ausgesetzt. Sie passten daher ihre Namen den ortsüblichen Gegebenheiten an. Aus dem hebräischen „Nasi Makhir“ wurde ein „Boudat“ oder „Boudiat“ – okzitanisch für „guter Fürst“. Von „Boudat“ bis zu „Boudet“ ist es phonetisch nur ein kleiner Schritt. Möglicherweise entstammte Henri Boudet also der Nachkommenschaft des jüdischen Herrschers von Septimanien. Dazu passt die Tatsache, dass Boudet, und nicht Sauniere, der eigentliche Wiederentdecker des Geheimnisses gewesen ist, wie ich an anderer Stelle bereits ausführte. Einen weiteren Hinweis bietet das Buch des Pfarrers „La vraie Langue Celtique et le Cromleck de Rennes les Baines“, in dem er auch sehr ausführlich auf jüdische Opferrituale eingeht, die an sich mit der „wahren Sprache der Kelten“ nichts zu tun haben.“ (Hvidbjerg, Südjütland, März 2008, Thomas Ritter)[2]

 

Ob ein jüdisches Königreich Septimanien tatsächlich jemals existierte ist umstritten und in dem Zusammenhang auch weniger wichtig. Eine Figur, die den Titel Nasi Makhiri führte, der im historischen Kontext eine bedeutsame Rolle zukommt, scheint es dagegen wirklich gegeben zu haben. Sollte Saunières Amtsbruder in Rennes-le-Bains, der Abbé Henry Boudet, also möglicherweise in ein Geheimnis um die Gorge de Galamus verwickelt gewesen sein?

 

Solchen vermeintlichen Spuren wollten wir jedoch vorerst nicht nachgehen, als wir uns intensiver mit der Einsiedelei befassten. Sollten sich später, im Verlauf unserer eigenen Recherchen, tatsächlich eindeutigere Bezüge in der Richtung ergeben, wollten wir das gerne berücksichtigen.

 

asmodeus

 

wird fortgesetzt

 



[1] Karl der Große entsandte 797 einen Juden aus Narbonne namens Isaak in diplomatischer Mission zum Kalifen nach Bagdad. Isaak kehrte 802 wieder in die Heimat zurück und brachte unter anderem einen Elefanten als Freundschaftgeschenk mit. In seiner Begleitung befand sich auch ein Rabbi Makhir der sich in Narbonne niederließ und dort in eine wohlhabende Familie einheiratete.
Rabbi Makhir gründete bald eine jüdische Schule, in Vorbild ähnlicher Schulen in Babylon, woher er stammte, in denen die Traditionen und Brauchtümer seines Volkes bewart wurden. Karl der Große unterstützte diese Schule und schenkte dem Rabbi dafür ein größeres Grundstück in Narbonne wo die Schule errichtet wurde und entband diese Schule von jeglichen Zahlungen an Steuern und Tributen. Bei der jüdischen Gemeinde Narbonnes setzte sich so die Auffassung durch nur dem Kaiser allein und keinem anderen Herren untertan zu sein weshalb sie ihre Schule als eine Art eigenständiges Königreich mit Rabbi Makhir an dessen Spitze betrachteten. In der Familie des Rabbis soll daher die Titulierung "Fürst der Exilanten" (prince de l'exil) weitergereicht worden sein.

[2] Bei Haim Hillel Ben Sasson finde ich folgendes: "Etwa [...] um das Jahr 1000 begegnen wir einer jüdischen Familie, die eine Art Erbecht auf die Führung sämtlicher Geschäfte der Hegemonie Narbonne hatte (das hier gebrauchte mittelalterlich-hebräische Wort bedeutet soviel wie 'Bischofsdiözese' oder auch 'Fürstentum'). Der Vater, seine Brüder und sein Sohn übten alle diese administrative Tätigkeit aus, wozu die Erledigung aller Angelegenheiten des Hegemon sowie der Einkauf seines Bedarfs gehörten. Handelsgeschäfte anderer mit dem Hegemon wurden ebenfalls über diese Familie abgewickelt, denn ein Teil ihres Verdienstes bestand in den Gebühren, die sie den Leuten für die Tätigung ihrer Geschäfte auferlegten." Wir müssen uns das wohl als so eine Art Maklergebühren vorstellen.
Als Quellenangabe gibt H. H. Ben Sasson Responsen früher Geonim, Berlin 1848 von D. Cassel an, darin Dokument 140.

 

Veröffentlicht in Berichte und Materialien

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D
<br /> Wir haben auch so einiges gehört + vor allen Dingen gesehen - z.B. das es in der großen Grotte überhaupt keinen Eingang gibt. Das sollte der Autor dieses Artikels allerdings auch wissen!<br /> <br /> <br />
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A
<br /> <br /> Bitte erst den zweiten Teil lesen, der wegen technischer Probleme leider etwas verspätet erscheint.<br /> <br /> <br /> gruss, asmodeus<br /> <br /> <br /> <br />