Noel Corbu und der iberische Hüne

Veröffentlicht auf von asmodeus

Noel Corbu und der iberische Hüne

 

Eigenartig ist es schon, dass ausgerechnet Noel Corbu, so viel man weis, kein einziger nennenswerter Fund auf den ehemaligen Grundstücken des Abbé Saumière geglückt sein soll. Einzig die Legenden, die sich um seinen Unfalltod ranken, beruhen auf einer Bemerkung, die er kurz vor dem Unglück seiner Frau gegenüber fallen gelassen haben soll.  Dafür zeigt ich eine alte Fotografie zusammen mit einem Fund, der damals einiges Aufsehen erregte, wenn Corbu auch nicht der Finder gewesen ist.

Im Jahr 1956 stiessen Arbeiter, bei Kanalisationsarbeiten auf ein altes tombeau, als sie einen Graben, von der Strasse aus, in Richtung Tour Magdala aushoben. In der freigelegten Grube fanden sie das komplette Skelett eines Menschen von beachtlicher Grösse. Die sterblichen Überreste eines Kelt-Iberers, der zusammen mit einem irdenen Gefäss bestattet worden war, gehörten einem Menschen, der  1,95 m gross gewesen ist und um 700 v.u.Z. lebte.

René Nelli, damals als Konservator im Museum in Carcassonne beschäftigt, reiste umgehend an und begutachtete den Fund. Eine in der Grabstelle gefundene Münze soll es ermöglicht haben, den Fund zeitlich um 700 v.u.Z. einzuordnen. Doch hier  muss sich diesbezüglich ein Irrtum eingeschlichen haben. Wahrscheinlich ist dieser Punkt in den wenigen Zeitungsartikeln, die damals erschienen sind, nicht ganz richtig dargestellt. Doch diese Artikel stellen heute die einzige erreichbare Quelle dar. Es war bei weitem nicht nur das Skelett des Kelt-Iberers, welches den damaligen Direktor der Archäologischen Sammlungen in Narbonne zu der Einschätzung veranlassten, dass der Ort  „eine wichtige prähistorische Stätte“ sei, „aber auch ein Ausgangspunkt der römischen Zivilisation“ (für die Region).

Wie so viele andere wertvolle Funde auch, ist dieses Skelett samt der Grabbeigaben heute verschwunden. Noel Corbu hatte es an sich gebracht, um es wie eine Trophäe auf seinem Anwesen zur Schau zu stellen. In einer mit Sand gefüllten Kiste lag es auf dem Mauerumgang, zwischen Tour Magdala und dem Orangerie, bis zum Jahr 1965. Während der Übergabe des Grundstückes an den Nachfolger ist es dann „verloren gegangen“.


Corbu mit Skelett klein

Zu Skelettfunden kam es in der unmittelbaren Umgebung von Rennes-le-Château nicht eben selten. Ich verzichte darauf, jede dieser Entdeckungen gesondert aufzuführen. Am bekanntesten ist wohl die Geschichte von der Entdeckung eines Massengrabes am Pas de Loup. Bei Strassenbauarbeiten legten die Arbeiter dort einen Platz frei, auf dem unzählige Skelette in einer langen Reihe übereinander geschichtet, von O nach W ausgerichtet ein bis heute ungelöstes Rätsel aufgeben. Aber auch im Ort selber stiess man beim Bau des heutigen Wasserturms auf menschliche Skelette, die in einer Felsspalte lagen. Unterhalb des Steilhanges, beim Tour Magdala.

Im Jahr 1872 untersuchte ein Einwohner von Rennes-le-Château einen Platz, für den er sich schon längere Zeit interessierte systematisch. Die Stelle trägt auch heute noch den Namen Le Capello. Hier hatte der Mann schon mehrere alte Gräber  aus dem Solutréen und dem Robenhausien entdeckt. Sie enthielten hauptsächlich Scherbenkeramik. Doch eines Tages machte er dann einen ungewöhnlichen Fund, der ihm „geheimnisvoll“ erschien. Ein Gegenstand, der aussah wie ein Ständer, wies eine Gravur auf. Diese zeigte einen Menschen, dessen Kopf und Beine jeweils durch eine Linie isoliert vom Körper abgebildet waren. Der Finder nannte dieses Objekt seinen „Talisman shamanique“.

Ein weiteres Ossuarium ist 1905 von einem anderen Einwohner von Rennes-le-Château, in einem Hohlraum „am Fusse der ehemaligen Festungsmauer“ gefunden worden. Die Stelle schien Menschen in prähistorischer Zeit als Unterschlupf gedient zu haben und aus jener Zeit stammten vermutlich auch dies menschlichen Überreste, welche in der kleinen Grotte angehäuft waren. Ein Mitglied der Gesellschaft für Wissenschaftliche Studien im Aude untersuchte den Fundort kurz darauf genauer. Mit einer Spitzhacke erweiterte er den Zugang und versuchte dann die Grösse des Knochenhaufens, sowie die Anzahl der hier bestatteten Personen zu ermitteln. Doch stand die Menge vorhandener Schienebeine in keinem rechten Verhältnis zur Menge der anderen Knochen und anhand der vielen Schädelfragmente kam der Mann ebenfalls zu keinem befriedigenden Ergebnis. Unter den Knochen fand er eine auffallend schön gearbeitete Pfeilspitze aus Feuerstein aus der Robenhausen-Periode.

Im Jahr 1905 war noch ein anderer Fund zu verzeichnen – eine gotische Gürtelschnalle, auf einem Gelände mit dem Namen „Das Rodès“.

Eine weitere prähistorische Fundstätte wurde 1945 auf dem Flurstück „Capia“ freigelegt. Hier fanden sich grosse Stücken Bronzeschlacke. Während man bei „Patiacés“ – einem anderen Gelände – Töpferwaren vom Beginn der Bronzezeit feststellte.  Grössere Mengen Graufrensenke-Keramik sind 1950 von Maurice Certain, Jurist aus Carcassonne, auf den Äckern vor Rennes-le-Château gefunden worden. Am Ostrand des Ortes fand er zahlreiche römische Bronzemünzen, Töpfereierzeugnisse und Gürtelschnallen, wozu der Archivar Fonds-Lamothe anmerkte, dass es überhaupt nicht verwunderlich wäre, dass es an der Stelle, am ehemaligen „Castrum Valens“, einem der Festungsbauwerke des alten Rhedae, zu häufigeren Funden käme.

An einer anderen Stelle, namens „Roco Verdo“ (Grüner Felsen), legten Keramikfunde den Schluss nahe, dass sich hier ein kleines Thermalbad befunden haben könnte.

Jürgen Friebe

 

Veröffentlicht in Schatzfunde bei RLC

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