Ein märchenhafter Schatz wird entdeckt

Veröffentlicht auf von asmodeus

Pro und Contra
zu Rennes-le-Château


Ein märchenhafter Schatz wird entdeckt – die Romanversion


Eine Krypta (gr. die Verborgene; auch Gruft) ist eine unter dem Chor (Apsis) vieler christlicher Kirchen vorhandene, begehbare Grabstätte.

 

Die ersten Krypten wurden unter der Erde angelegt, um die Märtyrergräber vor Ungläubigen zu verstecken und der Christenverfolgung zu entgehen, später dann generell als Grablege für Heilige und Herrscher (z. B. Dom zu Speyer). Häufig wurden nachfolgend Kapellen oder Kirchen über diesen ursprünglichen Grabstätten errichtet. Noch heute ist in den meisten Kirchen die Krypta der älteste Bereich des Gebäudes. Die Ausgestaltung der Krypten zeigt dabei eine weite Spannweite, von einfachen rechteckigen Räumen ohne jegliche Verzierung bis hin zu kirchenähnlichen Grundrissen, mit Apsiden und einer Vielzahl an Säulen.

 

Insbesondere bei Kirchen aus der Zeit der Romanik sind Krypten weit verbreitet.[1]

 

Solch eine Krypta soll Bérenger Saunière, der curé von Rennes-le-Château, einem winzigen, gottverlassenen südfranzösischen Bergnest im Jahr 1887, bei Umbauarbeiten in seiner kleinen Kirche entdeckt haben und im Anschluß an diese Entdeckung zu großem, ja geradezu märchenhaftem Reichtum gelangt sein. Funde, welche der abbé in jener Gruft machte, hätten ihm dem Weg zu unermesslichen verborgenen Schätzen gewiesen.

 

Seither – seit rund 120 Jahren – beschäftigen die Rätsel um den „Milliardenpfarrer von Rennes-le Château“[2] unzählige Menschen, die bisher mehr oder weniger vergeblich versuchten, hinter dessen Geheimnis zu kommen. Waren es zu Anfang nur die Dorfbewohner, seine Schäfchen, und verschiedene Personen, welche mit ihm persönlich zu tun hatten, so erregte der kleine Landpfarrer später, noch zu Lebzeiten, weiteres Aufsehen über die Grenzen seines Kirchensprengels hinaus, das noch später, nach seinem Tode, literarisch und filmisch verarbeitet, zu einem Bestsellerthema in der halben Welt geriet - zuletzt  gar den Stoff für Dan Browns "Sakrileg" lieferte. Heute "tummeln sich dort eine Menge Fremde, zuweilen mehr, als der Ort an Einwohnern zählt.

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Es ist seine Geschichte, die Rennes-le-Chateau diese seltsame Anziehungskraft verleiht und es trotz oder gerade wegen seines abgewirtschafteten Zustandes für Fremde so interessant macht. Vor mehr als 100 Jahren geschahen in dem weltvergessenen Dorf merkwürdige Dinge.“[3]

 

Mit der Entdeckung einer Krypta soll das alles gewissermaßen seinen Anfang genommen haben.

 

Die heute allgemein verbreitete und geglaubte Geschichte stammt aus der Feder des französischen Journalisten und Buchautor Gérard de Sède, der mit seinen Büchern über „Das verfluchte Gold von Rennes-le-Château“ in ganz Frankreich einen überwältigenden Erfolg erzielte.

 

Ab dem Sommer 1969 erhielt die ganze Angelegenheit nochmals  erheblichen Auftrieb, durch den englischen Journalisten Henry Lincoln, nachdem der de Sèdes „Le trésor maudit“ gelesen hatte. Fasziniert von dieser Schatzgeschichte – „eine unterhaltsame, spannende Mischung aus historischen Tatsachen, Krimi und Mutmaßungen“ (Lincoln), entschloß sich Henri Lincoln dazu, der Angelegenheit weiter auf den Grund zu gehen, „da der Autor (de Sède) etwas Wesentliches verschwiegen hatte....Diese ganz und gar ausgefallene Geschichte, die darüber hinaus die Möglichkeit weiterer Entdeckungen in sich barg, ließ mich nicht mehr los.“

Schon im darauf folgenden Jahr, 1970, begeisterte H. Lincoln den Produktionsleiter der historisch-archäologischen BBC-Serie „Chronicle“ für das Thema, der nun seinerseits einen Dokumentarfilm bei Henry Lincoln in Auftrag gab. Im Herbst 1970 machte der sich an die Arbeit, welche in erster Linie darin bestand, die Story noch publikumswirksamer aufzubereiten. Lincoln setzte sich mit de Sède in Verbindung und der Franzose wartete mit weiterem, scheinbar brisantem Material auf. „Das kleine, an einen Ort gebundene Geheimnis, über das wir einen Film hatten drehen wollen, nahm allmählich unüberschaubare Ausmaße an. Johnstone (der Produktionschef von der BBC) beschloß, das Kurzfilmprojekt fallen zu lassen und statt dessen einen abendfüllenden „Chronicle“-Film zu produzieren.“ So konnte Lincoln „das Thema im Film unter verschiedenen Aspekten breiter aufrollen.“ Und das tat er denn auch nach besten Kräften.

 

Heraus kam: The Lost Treasure of Jerusalem? (Jerusalems verlorener Schatz?). Der Film „wurde im Februar 1972 ausgestrahlt und stieß auf lebhaftes Zuschauerinteresse.“

 

Durch den Erfolg ermuntert und vom Rennes-le-Château-Virus einmal infiziert, war sich Lincoln sicher, dass aus der Story durchaus noch mehr zu machen war. „Irgendwann einmal, darüber war ich mir im klaren, würde man an eine Fortsetzung denken müssen. Im Laufe der folgenden zwei Jahre trug ich dermaßen viel neues Material zusammen, dass Paul Johnstone sich veranlasst sah, Roy Davies mit den Dreharbeiten zu meinem zweiten „Chronicle“-Film zu beauftragen: The Priest, the Painter and the Devil (Der Priester, der Maler und der Teufel). Die Reaktion des Publikums zeigte Abermals, wie sehr ich einen Nerv der Zeit getroffen und die Phantasie der Zuschauer entzündet hatte.“ (Lincoln)

 

Doch es sollte noch phantastischer werden. „Das Umfeld der Geschichte hatte mittlerweile aber solch weitreichende Dimensionen angenommen, dass die notwendigen Nachforschungen die Arbeitskraft eines einzelnen bald um ein Vielfaches übersteigen würden.“  Rein zufällig will der Filmemacher, „in dieser überaus entmutigenden Situation“ die Bekanntschaft von zwei Experten gemacht haben, die sich zufällig durch exzellentes Wissen auf Gebieten auszeichnen, welche sich aber eigentlich erst im Verlaufe der anschließenden, gemeinsamen Recherchen als die spektakulärsten Enthüllungen erweisen sollten.

Richard Leigh, Autor von Romanen und Kurzgeschichten und Michael Baigent, Psychologe, Fotoreporter und Spezialist auf dem Gebiet der Geschichte des Templer-Ordens. „Sie brachten wieder den nötigen frischen Wind in das Projekt.“

 

Diese drei Herren zogen nun wirklich so ziemlich alle Register um die Phantasie der Zuschauer des dritten „Chronicle“-Films – The Shadow of the Templars (Die Schatten der Templer) - vollends zu entzünden. War Gérard de Sède schon nicht gerade zimperlich darin gewesen, die Grenze zwischen Fiktion und Fakten mitunter sehr ungenau verlaufen zu lassen, wenn es ihm dramaturgisch  erwünscht schien, so hatte das britische Autorenteam in der Beziehung offenbar noch weniger Hemmungen.

 

 Weil die Autoren im Rahmen der Vorarbeiten für diesen Film zunehmend eine gewisse Vorstellung davon bekamen, wo die Ursprünge zu suchen sein könnten, auf denen sich das Geheimnis von Rennes-le-Château gründet, zugleich jedoch zu der Einsicht kamen, dass im Film lediglich nur ein Teil der überaus komplexen Hintergründe unterzubringen waren, verarbeiteten sie  schließlich das gesamte Material in ihrem Buch – The Holy Blood and the Holy Grail (Der Heilige Gral und seine Erben).[4]

 

Dem Buch ist ein bis heute anhaltender, weltweiter Erfolg beschieden. Obwohl inzwischen längst zum überwiegenden Teil als dem Genre der phantastischen Literatur zugehörig erkannt, obwohl immer noch die bewährte unterhaltsame, spannende Mischung aus wenigen historischen Tatsachen, Krimi, vielen Mutmaßungen und Erfindungen, begründet es dennoch weiterhin im Wesentlichen die vorherrschenden Auffassungen über die Geschehnisse in Rennes-le-Château.



[1] Aus wikipedi, die freie Enzyklopädie im Internet

[2] Midi-Libre, am 03 Mai 1961- „Grâce à la « Roue Tourne » réalisée par Marina Grey, la télévision a fait revivre une légendaire évocation du fameux curé aux milliards de Rennes-le-Château. » So die Ankündigung des ersten TV-Films über den Schatz von Rennes-le-Château, in der Tageszeitung.

[3] Thomas Ritter, „Rennes-le-Château, Rätsel in den Pyrenäen »

[4] Lincoln, Baigent, Leigh, -  Der Heilige Grals und seine Erben – Bastei-Lübbe, ISBN 3-404-60182-3

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